Projekt Kleiderschrank-Reset, Teil 3: Dein einfacher 5-Schritte-Plan, um mit Slow Fashion anzufangen
- Marlene Roth

- 5. Aug.
- 3 Min. Lesezeit
In den letzten beiden Teilen haben wir die psychologischen Fallen der Fast Fashion entlarvt und die größten Mythen über nachhaltige Mode entkräftet. Die Theorie ist klar. Das "Warum" ist geklärt.
Aber wie sieht der allererste, praktische Schritt aus? Der Gedanke, den gesamten Kleiderschrank auf einmal umkrempeln zu müssen, kann lähmend sein. Aber atme tief durch. Darum geht es nicht.
Es geht nicht um radikalen Kahlschlag, sondern um einen bewussten Weg, der Klarheit schafft und sogar Spaß macht. Dieser einfache 5-Schritte-Plan ist deine Landkarte. Lass uns den ersten Schritt gemeinsam gehen.

So kannst du einfach mit Slow Fashion anfangen: Der 5-Schritte-Plan
Schritt 1: Die ehrliche Bestandsaufnahme – Was besitzt du wirklich?
Wir können kein Ziel erreichen, wenn wir nicht wissen, wo wir starten. Dein erster Schritt ist eine Verabredung mit deinem Kleiderschrank.
Deine Mission: Nimm dir ein bis zwei Stunden Zeit. Schalte Musik an und sei absolut ehrlich zu dir. Nimm jedes einzelne Kleidungsstück in die Hand und sortiere es auf drei Stapel:
Der "Lieblingsstück"-Stapel: Das sind die Teile, in denen du dich großartig fühlst. Sie passen perfekt, entsprechen deinem Stil und du trägst sie regelmäßig. Diese Teile sind der Kern deiner Garderobe.
Der "Vielleicht"-Stapel: Teile, die repariert werden müssen, nicht mehr 100%ig passen oder die du schon lange nicht mehr getragen hast. Hier steckt Potenzial.
Der "Lebewohl"-Stapel: Fehlkäufe, eingelaufene Stücke, Dinge, die einfach nicht mehr du sind. Es ist okay, loszulassen.
Pro-Tipp: Der "Umgedrehte-Kleiderbügel"-Trick. Drehe nach dem Sortieren alle Kleiderbügel deines "Lieblingsstück"-Stapels in eine Richtung. Jedes Mal, wenn du ein Teil getragen hast, drehst du den Bügel um. Nach 6 Monaten siehst du auf einen Blick, was du wirklich nie trägst.
Schritt 2: Definiere deinen wahren Stil – Wer willst du sein?
Fast Fashion diktiert uns, wer wir sein sollen. Slow Fashion fragt: Wer bist du wirklich? Bevor du auch nur daran denkst, etwas Neues zu kaufen, finde deinen Kern.
Deine Mission: Erstelle ein Moodboard (digital auf Pinterest oder analog mit einer Pinnwand). Sammle Bilder von Outfits, Farben, Texturen und Stimmungen, die dich ansprechen. Achte nicht auf Marken oder Trends, sondern nur auf das Gefühl. Nach einer Weile wirst du Muster erkennen: Deine Lieblingsfarben, bevorzugte Schnitte, ein wiederkehrender Stil. Das ist dein Kompass.
Schritt 3: Der 30-Tage-Neukauf-Stopp – Die Entgiftung
Das klingt radikal, ist aber der wirkungsvollste Schritt, um alte Gewohnheiten zu durchbrechen.
Deine Mission: Kaufe 30 Tage lang absolut keine neue Kleidung. Keine Ausnahme. Dieser "Konsum-Detox" wird zwei Dinge bewirken:
Du erkennst, wie oft du aus Langeweile oder Impuls heraus kaufen willst.
Du wirst gezwungen, kreativ zu werden und deinen Kleiderschrank (den du in Schritt 1 neu kennengelernt hast) mit neuen Augen zu sehen. Kombiniere Teile, die du noch nie zusammen getragen hast. "Shoppe" in deinem eigenen Schrank!
Schritt 4: Die Kunst des bewussten Kaufens – Dein neuer Filter
Nach dem Detox wirst du anders über das Kaufen denken. Um nicht in alte Muster zu verfallen, installiere einen neuen mentalen Filter.
Deine Mission: Stelle dir vor jedem potenziellen Kauf diese drei goldenen Fragen:
Brauche ich das wirklich oder will ich nur den Kauf-Kick? (Siehe Teil 1 unserer Serie)
Passt es zu meinem wahren Stil aus Schritt 2 und zu mindestens drei anderen Teilen, die ich schon besitze?
Werde ich es lieben und mindestens 30 Mal tragen?
Nur wenn du dreimal mit einem klaren "Ja" antworten kannst, ist es eine Überlegung wert.
Schritt 5: Lerne die Alternativen kennen – Deine neuen Jagdgründe
Dein Radar ist nun auf Langlebigkeit und echten Stil ausgerichtet. Jetzt kannst du deine neuen Quellen entdecken.
Deine Mission: Erkunde die Welt jenseits der großen Modeketten.
Secondhand & Vintage: Online (Vinted, Vestiaire Collective) oder in lokalen Läden. Hier findest du einzigartige Schätze mit Geschichte.
Kleidertausch-Partys: Organisiere eine mit Freunden. Kostet nichts und macht Spaß.
Kleider-Bibliotheken: Leihen statt kaufen, besonders für spezielle Anlässe.
Faire Modelabels: Recherchiere gezielt nach Marken, die deinen Werten entsprechen (wir werden in Zukunft einige vorstellen!).
Du siehst: Es geht nicht um Perfektion oder radikalen Verzicht. Es geht um bewusste, kleine Schritte, die in Summe eine gewaltige Veränderung bewirken – in deinem Kleiderschrank und in deinem Kopf.
Theorie und Planung sind das eine. Aber wie fühlt sich dieser Weg im echten Leben an?
Im letzten Teil unserer Serie teile ich eine ganz persönliche Geschichte und die überraschenden Erkenntnisse aus einem 100-Tage-Selbstexperiment. Du darfst gespannt sein!
Welcher Schritt fällt dir am leichtesten und wo siehst du die größte Herausforderung? Lass uns in den Kommentaren darüber sprechen!



Kommentare